Ich steige aus dem M29 und niese. Direkt neben mir steht die Neue Nationalgalerie, der schöne Mies, für den sich keiner interessiert, ist ja Berlin. Ich steige aus, und niese, weil die Sonne scheint, und plötzlich fällt mir auf, dass ich jedes Mal, wenn die Sonne scheint, auf dem Weg vom Bus zur Stabi an der Ampel niese. Ich frage mich, wie oft ich hier schon geniest habe, ohne darin ein Muster zu finden, hunderte Male? Die Feststellung macht mich zärtlich, zärtlich gegenüber den großen Gebäuden, der breiten Potsdamer Straße, in die ich hineinniese.
Eigentlich will ich, dass die Wörter sich beim Schreiben so anfühlen wie die Haut von Kichererbsen, wenn man sie abzieht, um Hummus zu machen, sie mit einem guten Plopp als die sauberere Version ihrer selbst aus ihrer Hülle ziehen, um sie danach zu vermengen, und so hat es sich manchmal auch angefühlt, bevor irgendetwas passiert ist, aber ich weiß nicht mehr, was passiert ist.
In Karlsruhe am Bahnhof begrüßen blonde Mutter, blonde Tochter mit schmalen Augen lachend blonde, mittlerweile graue Großeltern mit schmalen Augen, sie ziehen ihre Koffer hinter sich her, es sind nicht die Guten, die man auf allen Vieren schieben kann, sie sagen etwas und sogar die Tochter, vielleicht sechzehn, lacht. Jetzt ist noch alles gut. Später wird die Stille ohrenbetäubend, über das Abendbrot gebeugt, noch ein letztes Mal grillen, aber alle haben kalte Füße, weil es von der Terrasse reinzieht, und Opa fängt an zu essen, obwohl noch nicht alle eine Wurst auf dem Teller haben. Wenn sie abends im Einfamilienhaus aufstoßen, schmecken sie alle das Gleiche, den würzigen Geschmack der Bratwurst und der Pralinen von Arko, die die Großeltern vor ein paar Tagen in der Einkaufmeile ihrer Kleinstadt besorgt haben.
Das könnte eine Geschichte von weiblicher Unterdrückung werden, aber sie endet hier.