über zynismus

zynisch sein kann man gut, wenn man selbst keinem zur last fällt. wenn man wem auf die nerven geht, jemand einen laut oder unschön findet, wird der zynismus schnell zur peinlichkeit, zur vertuschung der eigenen unglücklichen antidote zur coolheit. jemand mit geburtsjahr 1995 in senfgelben hosen kann unmöglich zynisch sein, denke ich zum beispiel, vielleicht aber findet ebenjene person in ihren hosen, ich mit den maryjanes von doc martens an den riesigen, unweiblichen füßen könne unmöglich zynisch sein, denn mein zynismus stünde nur dafür, dass ich keine richtige politische meinung hab. außer, dass auf meinem handy ein sticker klebt, auf dem etwas steht wie however we dress, wherever we go, yes means yes and no means no. stirbt mit dem feminismus die poesie? oder auch die zärtlichkeit? vielleicht sogar: der zynismus?
wenn es ein politischer akt ist, die frauen um mich zu lieben, dann das zweite ja zumindest nicht. ganz zärtlich, ganz unzynisch, kann ich meine freundinnen betrachten, die es besser wissen als ich, zumindest meistens, außer, wenn es darum geht, wie man bitterernst, ohne einen hauch zynismus, dem ewigen dankt für das brot auf unserem tisch und den wein im glas, wenn es darum geht, wie man eine tomatensoße zu würzen hat, zucker und balsamico, am liebsten auch anchovies. dabei kann man nicht gut zynisch sein, auch in maryjanes und strumpfhosen nicht. politisch auch nicht, eine tomatensoße bleibt unpolitisch. es sei denn, man gibt anchovies bei. das sollte man dringend tun, ernst gemeint.





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